Odna - Allein

Die junge Leningrader Lehrerin Jelena Kusmina wird unerwartet ins ferne Altai-Gebirge versetzt, um den Kindern der Schafzüchter Lesen und Schreiben beizubringen. Gegen ihren Willen tritt sie den Schuldienst an. Bei den Müttern und Kindern ist sie schnell beliebt, nicht aber bei den Machthabern im Dorf, deren korrupte Machenschaften sie durchschaut. Sie wird zum Opfer einer Intrige, doch die Dorfbewohner widersetzen sich.
Mit Jelena Kusmina, Pjotr Sobolewski, Wan Liu-Sian, Sergei Gerassimow, Marija Babanowa, Janina Scheimo; Regie: Grigori Kosinzew und Leonid Trauberg
Das Drehbuch von ODNA steckt voll aktueller politischer Themen zu Zeiten des ersten Fünfjahrplans (1928–1932), der gerade in den unterentwickelten Regionen der Föderation eine neue Welt erschaffen sollte. Der unorthodoxe Film wurde zunächst national und auch international zu einem großen Erfolg, Mitte der 30er Jahre aber aus dem Verleih genommen.
Für das Drama, das zuerst als Stummfilm angelegt und kurz darauf zum Tonfilm bzw. "klingenden Stummfilm" umgearbeitet wurde, komponierte Dmitri Schostakowitsch das op. 26, eine seiner suggestivsten Filmmusiken. Die DVD bietet die restaurierte Fassung des Films mit Neueinspielung der rekonstruierten Originalmusik. Diese Neueinspielung von basel sinfonietta, entstanden in Zusammenarbeit zwischen ZDF/ARTE, dem Schweizer Fernsehen und der niederländischen Stiftung "Film in Concert", führt die bisherigen Rekonstruktionsversuche von Film und Musik um entscheidende Schritte weiter.
Kritiken
Der unorthodoxe Film wurde zunächst auch international zu einem großen Erfolg. Nach der Mitte der 1930er Jahre aber wurde er, da von Stalins Bürokraten „kulturpessimistischer Tendenzen" verdächtigt, wieder aus dem Verleih genommen.
Carsten-Stephan v. Bothmer, Odna (Allein) auf stummfilmkonzerte.de
„Wie im Sowjetkino jener Zeit üblich, mußte auch ‚Odna‘ sich der Ideologie und der aktuell gültigen Politik des Zentralbüros unterwerfen. Spezifisch ging es hier darum, zu zeigen, wie der Kommunismus die Wilden zivilisiert, wie antirevolutionäre Kräfte und Großgrundbesitzer ausgeschaltet werden müssen, und wie die Kollektivierung der Landwirtschaft Vorteile bringt.“
‚Marco‘ bei molodeshnaja.com
„Vordergründig wirkt ‚Odna‘ zunächst wie ein naiver Propagandafilm. Der Film ist jedoch deutlich vielschichtiger, denn es handelt sich hier eigentlich keineswegs um eine Idealisierung des sozialistischen Systems, sondern vielmehr um ein sehr persönliches Drama, das zudem auch einen Seitenhieb auf die negativen, systemischen Auswüchse, hier in der Figur des faulen und korrupten Dorfsowjets, austeilt.
Die Mischung aus Stumm- und Tonfilm wirkt zwar ein wenig ungewöhnlich, immerhin liegen hier Zwischentitel und Tonspuren vor, besitzt aber ihren eigenen Reiz. Offenkundig ist der sozialistische Aufbruchsgedanke des Films, denn das System bringt nicht nur technischen Fortschritt, sondern auch Bildung, und das selbst in die entlegensten Gebiete. … Zwar kämpft Jelena lange Zeit auf sich allein gestellt gegen alle Widerstände, die teils auch noch durch das System genährt werden, am Ende wird sie jedoch durch die technischen Errungenschaften, die erst dieses neue System greifbar gemacht hat, gerettet und hat erst durch ihren Einsatz ihre Systemtreue bewiesen.“
splashmovies.de/rezensionen
„Heute wird ‚Allein‘ zu den schönsten und bewegendsten Werken der Stummfilmzeit gerechnet. Zu seiner Zeit war dem Film jedoch nicht viel Glück beschieden, zu offenkundig war die Kritik am Staat und der kommunistischen Utopie. Nicht nur steht der Vorsitzende des Dorfsowjets der Bequemlichkeit halber auf der Seite des Kulaken, sondern der Film enthält auch viele kleine Symbole, die dem heutigen Publikum nicht auffallen, damals aber das Aus für die öffentliche Vorführung bedeuteten. Zum Beispiel ist die nur von hinten gezeigte Beamtin, die die viel zu junge und unerfahrene Institutsabsolventin ins tiefste Sibirien schickt, Lenins Witwe Krupskaja. Die Assoziation ist eindeutig: Lenins Erbe ist ein von den Menschen losgelöster bürokratischer Staat ohne Gesicht. Mitte der Dreißiger verschwand Allein wegen seiner »kulturpessimistischen Tendenz« im Giftschrank.“
Übersetzerlogbuch 17. März 2008
„Von allen mir bekannten russischen (Propaganda-)Stummfilmen ist ‚Odna‘ der einzige, in welchem ein menschliches Schicksal im Zentrum steht (und nicht ein Traktor, ein Kriegsschiff oder die Idee des Sozialismus), aber so richtig aus Fleisch und Blut scheint sie doch nicht zu sein, diese Lehrerin Jelena. Richtig Anteil konnte ich jedenfalls nicht nehmen an ihren Erlebnissen; ich wüsste im Nachhinein auch nicht, welche besonderen charakterlichen Eigenschaften ich ihr zuweisen sollte. Die Beweggründe für ihr Tun blieben für mich im Dunkeln. Erst zuletzt wird klar: Sie soll die sozialistische Botschaft vom schönen Leben durch Fortschritt transportieren. Am Schluss steht plötzlich nicht mehr sie, sondern ein Flugzeug im Vordergrund, das vom Staat geschickt wurde, um ihr Leben zu retten. Rettung durch technischen Fortschritt im Sozialismus.“
gabelingeber 22. Juli 2010
Daten
UdSSR 1931
Laufzeit: 90 Minuten
Freigegeben: ab 0 Jahren
Bild: 4:3 (1,33:1) Schwarzweiß
Ton/Sprachen: Russische Originalfassung (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Niederländisch
Bonusmaterial
Historische Aufnahmen der Odna-Filmmusik von 1931; Schostakowitsch - Revolutionär der Filmmusik von Brian Burmann; Booklet; Zeichentrickfilm "Das dumme Mäuschen" von 1939; (Laufzeit des Bonusmaterials: 30 Minuten
System
DVD
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Zustand
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Kaufpreis (DVD)