Nerven
Edition Filmmuseum 41

In seinem 1919 in München gedrehten "Monumental-Film" Nerven versucht Robert Reinert "den Zündstoff, den Krieg und Not im Menschen erzeugt" haben, als "nervöse Epidemie" zu beschreiben, "die die Menschen befallen hat und zu allerhand Taten und Schuld treibt". Geschildert werden die Schicksale verschiedener Personen aus unterschiedlichen sozialen Schichten: Im Mittelpunkt stehen der Fabrikbesitzer Roloff, dessen Glauben an den technischen Fortschritt zerbricht, der Lehrer Johannes, in Volksversammlungen soziale Reformen fordert, und die sich zur Revolutionärin wandelnde Marja, die zum bewaffneten Kampf gegen die Herrschenden aufruft. Das Filmmuseum München hat Robert Reinerts von der Zensur verstümmelten Filmklassiker aufwendig rekonstruiert, der Elemente des expressionistischen Stummfilms der 20er Jahre vorwegnimmt und ein einzigartiges Zeitdokument darstellt.
Die Studioaufnahmen fanden im Atelier der Transatlantic-Film-Comp., München-Nymphenburg, die Außenaufnahmen im Schloß Nymphenburg und in der Vorstadt Au in München, im Allgäu und am Königssee statt.
Mit Eduard von Winterstein, Lia Borré, Erna Morena, Paul Bender, Lili Dominici; Regie: Robert Reinert
Kritiken
"... der Inhalt ist hier, so analysierfreudig er auch wirken mag, nur der Aufhänger. Deutlich schwerer wiegt die Präsentation, und die ist enorm faszinierend. Der gebürtige Österreicher Robert Reinert (1872–1928) schuf einen der ersten expressionistischen deutschen Stummfilme, was ganz besonders die virtuose Eingangssequenz mit ihrer mutigen Montage klarmacht. Danach nimmt der Plot etwas konventionellere Züge an, doch stets sind die Bilder von eindrücklicher Natur.“
Nerven bei molodezhnaja, Marco Spiess (Hrsg.)
„Der Film soll gleich mehrere Münchner in den Wahnsinn getrieben haben, bis der Polizeipräsident höchstpersönlich eingriff und Reinerts düster delirierendes Drama um den Verfall einer Industriellenfamilie der Zensurbehörde übergeben ließ. Seinen künstlerischen Höhepunkt erreichte der radikale, den Ideen Oswald Spenglers nahestehende Reinert ausgerechnet 1918/19, als Deutschland immer tiefer im Chaos der letzten Kriegsmonate und der aufkommenden Revolution versank“.
Sascha Westphal
„Die Eingangssequenz des Films ist ein frühes Meisterwerk der Montagekunst und wirkt ungemein modern: Sie entwirft ein Panorama des Verfalls und des Wahnsinns, einschließlich der für das Entstehungsjahr 1919 extrem gewagten Bilder von Gewalt und Nacktheit, immer wieder durchbrochen von dem Wort ,Nerven‘, mal zwischentitelartig eingeblendet, mal das Geschehen unterminierend; Robert Reinerts Eröffnung mit ihrer dramaturgischen Einbeziehung von Schrift und ihrer enormen Stilisierung nimmt im Grunde schon Sergej M. Eisenstein vorweg...“.
Daten
Deutschland 1919
Laufzeit: 110 Minuten
Freigegeben: als INFO-Programm
Bild: 4:3 (1,33:1) Schwarzweiß (vir.)
Ton/Sprachen: Stummfilm mit Musik DD 2.0
Zwischentitel: Deutsch
Untertitel: Englisch, Französisch
Bonusmaterial
Szenenvergleich der Fragmente des Film: Marjas Hochzeitsvorbereitungen (3 Min.); Szenenvergleich der Fragmente des Film: Beim Nervenarzt (8 Min.); Szenenvergleich der Fragmente des Film: Roloffs Wahn (6 Min.); Bilder von der Volksbewegung in München 1919; München im Zeichen der Räterrepublik 1919; Plakate, Standfotos und Werbeanzeigen für den Film; Booklet mit Essays zum Film von Jan-Christopher Horak, Stefan Drößler und David Bordwell
System
DVD
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