Anders als die Andern
Edition Filmmuseum 04

Spielfilm von Richard Oswald aus dem Jahre 1919, in dem es um Erpressung mit tödlichem Ausgang geht. Er war einer der ersten Filme, die offen das Thema Homosexualität behandelten.
Der Violinvirtuose Paul Körner findet Gefallen an seinem Schüler, dem jungen Kurt Sievers, der täglich Stunden mit Geigenspiel und Unterhaltung bei ihm verbringt. Pauls misstrauische Eltern versuchen, ihn bei einem Gesellschaftsabend mit der jungen reichen Witwe Hellborn zusammenzubringen, was aber an Paul scheitert. Ein Arzt klärt schließlich die bestürzten Eltern über die Homosexualität ihres Sohnes auf.
Inzwischen wird Paul von dem Stricher Franz Bollek erpresst, mit dem er einmal eine flüchtige Beziehung hatte. Kurts Eltern wiederum sind über den Umgang ihres Sohnes mit Körner besorgt und verbieten ihm den Umgang mit ihm. Auf Bitten von Kurts Schwester Else spricht Paul mit Kurts Eltern. Er kann sie beruhigen und verspricht ihnen, aus Kurt einen berühmten Künstler zu machen. Unterdessen wird der Erpresser Bollek mit seinen Geldforderungen immer dreister. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Paul, in die auch Kurt verwickelt wird. Kurt macht sich selbstständig und hält sich durch Auftritte in Vorstadt-Lokalen über Wasser. Als Körner sich weigert, immer mehr Geld an den Erpresser zu zahlen, zeigt Bollek ihn wegen Verstoßes gegen den § 175 an. Paul und Else besuchen nun den Vortrag eines Sexualforschers. Auf Elses diesbezügliche Frage gibt der Gelehrte ihr zur Antwort, dass Menschen wie Paul sich nicht zur Ehe eigneten, worauf Else beschließt, ihm eine treue Kameradin zu sein.
In dem folgenden Gerichtsverfahren plädiert Dr. Magnus Hirschfeld (der sich selbst spielt) für Akzeptanz von und Toleranz gegenüber Homosexuellen.
Bollek wird wegen räuberischer Erpressung zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Paul Körner muss wegen Vergehens gegen den § 175 eine Woche ins Gefängnis. Sein Ruf ist ruiniert. Er zerbricht an der gesellschaftlichen Schande und begeht Selbstmord.
Am Ende des Films hält Hirschfeld einen flammenden Vortrag für die Rechte der Homosexuellen, der im Stummfilm mithilfe von Zwischentexten vermittelt wird.
Mit Conrad Veidt, Fritz Schulz, Reinhold Schünzel, Leo Connard, Ilse von Tasso-Lind, Ernst Pittschau, Alexandra Wiellegh, Magnus Hirschfeld; Regie: Richard Oswald
Kritiken

Die zeitgenössischen Kommentierungen spiegeln die beträchtliche Kontroverse wider, die Anders als die Andern auslöste. Die B.Z. am Mittag vom 18. August 1919 schrieb anlässlich einer Vorführung des Films im Rahmen einer nichtöffentlichen Veranstaltung, der Film sei „zu einer antisemitischen Propaganda benutzt worden.“ Es bestehe aber Einigkeit unter den geladenen Ärzten, Wissenschaftlern, Behördenvertretern und Schriftstellern, „daß die einwandfreie Durchführung der Filmhandlung weder indezent noch unmoralisch wirke.“
Rolf Thissen: Sex verklärt. Der deutsche Aufklärungsfilm. Wilhelm Heyne Verlag
Curt Moreck kommentierte dagegen 1926 in seinem Buch Sittengeschichte des Kinos rückblickend auf den inzwischen verbotenen Film, der Hersteller habe das Geschäft gewittert: „Allein selbst in den Kreisen der Kinoindustrie wurden Proteste laut, und die öffentliche Meinung wandte sich mit einem vielstimmigen Chor gegen das Wagnis, perverse Erscheinungen des Sexuallebens zum Inhalt von Aufklärungsfilmen zu machen.“
Rolf Thissen: Sex verklärt. Der deutsche Aufklärungsfilm. Wilhelm Heyne Verlag
Das Lexikon des internationalen Films sieht Oswalds Werk durchaus positiv: „Das beispielhafte Kammerspiel, der erste deutsche Film über Homosexualität, vermeidet jedes Klischee und glänzt mit exzellenten Darstellerleistungen.“
Daten
Deutschland 1919
Laufzeit: 51 Minuten
Freigegeben: als INFO-Programm
Bild: 4:3 (1.37:1) Schwarzweiß
Ton/Sprachen: Stummfilm mit Musik (DD 2.0)
Zwischentitel: Deutsch
Untertitel: Englisch
Bonusmaterial
- "Different from the Others" 1919 (51 Min.)
- Gesetze der Liebe: Schuldlos geächtet! 1927 (40 Min.)
- Gefährliche Neigungen - Die Skandalgeschichte von "Anders als die Anderen" 2000 (7 Min.)
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