München 1945 + Zwischen gestern und morgen
Edition Filmmuseum 45
Bereits wenige Wochen nach dem Einmarsch der Amerikaner konnte Willi Cronauer im Juni 1945 das zerstörte München filmen. Die einzigartigen Filmaufnahmen wurden für die DVD digitalisiert und restauriert. Schrifttafeln identifizieren die Orte.
Eine Dokumentation von Willi Cornauer
Harald Brauns Heimkehrerdrama 'Zwischen gestern und morgen' ist der erste Spielfilm, der im Frühjahr 1947 in der amerikanischen Besatzungszone produziert wurde. Gedreht in den Trümmern des Regina-Palast-Hotels und im Bavaria-Studio in Geiselgasteig, trafen sich vor und hinter der Kamera Schauspieler und Techniker, der bereits in Ufa-Produktionen zusammengearbeitet hatten. Hildegard Knef steht für den Neubeginn des westdeutschen Nachkriegsfilms.
Mit Viktor de Kowa, Winnie Markus, Viktor Staal, Willy Birgel, Sybille Schmitz, Hildegard Knef, Erich Ponto, Otto Wernicke, Carsta Löck, Adolf Gondrell, Walter Kiaulehn, Erhard Siedel, Werner Peters, Ernst Fritz Fürbringer, Rudolf Vogel, Alice Verden; Regie: Harald Braun
Kritiken
Die zeitgenössischen Kritiken wie die rückblickenden der Adenauer-Jahre fielen durchaus positiv und milde aus, während in späteren Jahren in bisweilen scharfem Ton die Unverbindlichkeit, das Unanalytische und das Selbstmitleid dieses Streifens und auch zahlreicher anderer Filme jener Jahre vor der Gründung beider deutscher Staaten (1949) attackiert wurde.
Lediglich Der Spiegel zeigte sich bereits 1947 tendenziell unzufrieden. Nachfolgend sieben Beispiele aus einem halben Jahrhundert:
Im Spiegel konnte man in der Ausgabe von 20. Dezember 1947 lesen: „Es ist ein "Heimkehrer"-Film von eigener Art, ein mit Routine und publikumswirksamen Momenten gespickter kriminalpolitischer Reißer. (…) Das Heute zeigt der Film in dem lebensgefährdenden Gedränge der Trambahn und dem Schwarzen Markt. Dort schafft Kat den Schmuck wieder herbei, um dessentwillen Michael in Verdacht geraten war. Diese Kat zeigt sich als ein wahres Wunderkind der heutigen Tage, nur glaubte das Publikum nicht recht daran. Es reagierte mit zeitweiligem Gekicher, sogar beim Heulen der Alarmsirenen. Ueberhaupt: Wer mit hohen Erwartungen gekommen war, sah sich enttäuscht. Schicksale von gestern mit Kriminalistik kombiniert, es ging nicht ganz auf.“
In Curt Riess’ Erinnerungsband Das gibt’s nur einmal ist Folgendes zu lesen: „Auch dieser Film ist eine Abrechnung mit dem, was geschah. Aber Harald Braun haßt nicht — auch nicht das, was er ablehnen mußte. Er sucht auch nicht nach Schuldigen, und wenn er es tut, dann interessiert ihn mehr, warum die Menschen schuldig werden mußten, als daß sie es wurden.“[6] An späterer Stelle erinnerte Riess: „Der Film wird freilich, trotz der Bombenbesetzung, kein Erfolg. Die Menschen in Deutschland werden es müde, sich mit der Vergangenheit zu befassen. Sie wollen wieder lachen, bevor sie das Lachen ganz verlernt haben.“
In Heinrich Fraenkels Unsterblicher Film ist zu lesen: Zwischen gestern und morgen „war ein Film, der sich stofflich an das vernünftige Rezept hielt, daß der künstlerische Einfall das Wesentliche sei und daß die zeitnahen und aus dem eigenen Erleben gewachsenen Stoffe auch das Interesse des Auslandes erwecken würden.“[7] An anderer Stelle befand Fraenkel: „ … wesentlich an dem Stoff ist die Gestaltung der seelischen wie der physiologischen Trümmerwelt der ersten Nachkriegsjahre“.
Buchers Enzyklopädie des Films setzte sich intensiv mit der generellen Problematik des Trümmerfilm-Genres auseinander: „Typischer für die frühe deutsche Nachkriegsproduktion waren allerdings die ab 1947 entstandenen Trümmerfilme, Werke, die sich mit der Nazizeit aus dem ratlos-verkaterten Blickwinkel des Hinterher auseinandersetzten und viele gut gemeinte Ansätze durch eine Beschränkung auf das Klagelied des ohnehin machtlosen, kleinen Mannes zunichte machten oder sich in allgemeine Anklagen verloren, die niemanden trafen, weil alle zu den Betroffenen zählten. Typisches Beispiel dafür waren Harald Brauns Zwischen gestern und morgen oder Wolfgang Liebeneiners Liebe 47...“
Auch Reclams Filmführer sah Zwischen gestern und morgen und das es repräsentierende Trümmerfilm-Genre recht kritisch: „Doch nahezu alle diese ‚Trümmerfilme‘, die Ruinen und ausgemergelte Menschen auf die Leinwand brachten, verfehlten ihr Ziel, wenn nicht gar ihr Thema. Sie vertuschten die Ursache der Misere, indem sie den Nationalsozialismus entweder als anonyme Macht oder als individuellen Sündenfall Adolf Hitlers zeichneten, und sie suchten keinen neuen Weg in die Zukunft, sondern ein unauffälliges Arrangement mit dem Erbe der Vergangenheit.“
Das große Personenlexikon des Films nannte den Streifen in Harald Brauns Biografie ein „salbungsvolle[s] Heimkehrerstück.“
Das Lexikon des internationalen Films schrieb: „Das konventionelle, aber gut gespielte Drama umgeht die Auseinandersetzung mit Problemen jener Zeit, verzichtet allerdings auch auf naheliegende reißerische Effekte.“
Besonders drastisch fiel das Urteil von Christa Bandmann und Joe Hembus in dem Buch Klassiker des deutschen Tonfilms aus:"Die Helden des Nazifilms präsentieren sich in ihren neuen Rollen als Verfolgte des Naziregimes; ein peinlicher Fall von Selbst-Entnazifizierung und ein erschreckendes Beispiel für die durch Opportunismus bewirkte Kontinuität deutschen Filmschaffens."
Für Ludwig Marcuse bildet sich mit diesem Film und seiner Story, auch auf dem Hintergrund der eigenen Emigrationserfahrung, das grundsätzliche Verhältnis der Deutschen zu seinen rückkehrenden Emigranten ab: „Ich habe gehört: da ist jetzt der erste Film einer deutschen Firma in der USA-Zone; man sollte ihn nicht vergessen. (...) Das schwere deutsche Problem, 1948, lautet: soll man einem Emigranten die Hand geben, der zwar nicht Österreich, die Tschechoslowakei, Polen, Belgien, Holland, Frankreich, Finnland, Dänemark und Norwegen gestohlen hat ... aber vielleicht ein Schmuckstück? Gott sei Dank findet sich plötzlich das Gesuchte. Der Emigrant ist rehabilitiert. Man braucht zur Interpretation keine Tiefenpsychologie: der Emigrant muss beweisen, dass er sich anständig benommen hat. Dann erst kann man ihm die Hand geben. Wem er die Hand geben kann, wird nicht in Betracht gezogen.“
Ludwig Marcuse: Mein zwanzigstes Jahrhundert,
Daten
Deutschland 1945 + 1947 |
Bild: 4:3 (1,33:1) Schwarzweiß |
Bonusmaterial
Wochenschauausschnitt WELT IM FILM: Filmstart in Geiselgasteig (3 Min.), 20-seitiges Booklet
System
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