The End Of St. Petersburg
Special Edition

Ein bewusst symbolischer Propagandafilm zum zehnten Jahrestag der Russischen Revolution von 1917. Die Handlung erzählt von einem Jungen, der vor dem Hintergrund der großen historischen Ereignisse auf der Suche nach Arbeit nach St. Petersburg reist. Stummfilm mit Untertiteln und einem 1967 hinzugefügten Soundtrack von Frederick Rossif.
Der Held des Films, Iwan, ein Bauernjunge, verlässt während einer Hungersnot sein Dorf und geht nach St. Petersburg, um dort zu arbeiten. Bald merkt er aber, dass es in der Stadt noch elender ist als auf dem Lande. In der Wohnung der Familie, bei der Iwan untergekommen ist, treffen sich Arbeiterführer, die einen Streik organisieren. Als die Frau seines Gastgebers ihrem Mann Vorwürfe macht, weil kein Geld mehr ins Haus kommt, wird Iwan, mehr ahnungslos als bewusst, zum Streikbrecher, verrät seinen Bekannten, der verhaftet wird. Dessen Frau weigert sich jedoch, von Iwan das Geld anzunehmen, das dieser für seinen Verrat erhalten hat. Iwans Sicht auf die Welt ändert sich erst, als er den Krieg an der Front erleben muss. Nach drei Jahren im Schützengraben ist aus dem Bauernjungen ein Revolutionär geworden, der am Sturm auf das Winterpalais beteiligt ist.
Mit Alexander Tschistjakow, Wera Baranowskaja, Iwan Tschuwelew, Sergei Komarow, Wladimir Obolenski, Alexander Gromow, Wladimir Fogel; Regie: Wsewolod Pudowkin
Kritiken
Obwohl Jahrzehnte später als Meisterwerk gepriesen, wurde der Film in der Hoch-Zeit des Stalinismus bisweilen scharf kritisiert. Wie Jerzy Toeplitz in seinem ersten Band von „Geschichte des Films“ berichtet, warf man Pudowkin den von ihm im Film angewandten Symbolismus vor und kritisierte auch die angebliche ‘Monumentalisierung‘ der Bourgeoisie, „die in den Aufnahmen mit dem Fabrikanten Lebedew, in denen er nach Art des Denkmals Peter III. in Pose gestellt wird, deutlich zum Ausdruck kam.“
Toeplitz schrieb weiter: „In einer großen historischen Freske, und eine solche ist der Film Das Ende von Sankt Petersburg, konnten nicht nach Art des Stummfilms genau gezeichnete und überaus psychologisch angelegte Menschengestalten enthalten sein. Wenngleich eine gewisse Zuspitzung der Situationen fehlt und die Ereignisse sich vielleicht allzu sehr gleichen, rufen doch die hier gestalteten Menschen und ihr Schicksal Ergriffenheit beim Zuschauer hervor. Und eben darauf kam es den Schöpfern eines revolutionären Films an. Die Symbole sind im Vergleich zu Eisensteins intellektueller Montage klar und verständlich. Die feudale Fassade von Petersburg, die ihre kapitalistischen und bourgeoisen Besitzer verbirgt, mag vielleicht auch in der subjektiven Sicht des Bauernburschen auf die Residenz des Zaren begründet sein. Das Wesen Petersburgs enthüllt der Held in den darauf folgenden Szenen des Films, als die Manipulationen des Fabrikanten mit dem Kriegsmechanismus und der Börse zutage treten. Pudowkin hat in Das Ende von Sankt Petersburg seine Regiemittel wesentlich weiterentwickelt, besonders was die volle Ausnutzung der Landschaft in plastischer und dramaturgischer Hinsicht betrifft.“
Geschichte des Films. Band 1. 1895–1928.
Nach 1945 setzte sich auch im Westen die Erkenntnis durch, dass Das Ende von Sankt Petersburg zu den künstlerisch bedeutendsten Filmen der Sowjet-Ära zu zählen ist. Nachfolgend eine kleine Auswahl:
Reclams Filmführer schrieb: Der Film ist ein „Gegenstück zu Eisensteins Oktober; Gegenstück auch in sofern, als Pudowkin wiederum ein individuelles Schicksal in den Mittelpunkt seines Filmes stellte. Er schildert die Bewußtwerdung des einfachen Bauern Iwan und macht deutlich, daß diese Bewußtwerdung konsequent zur Revolution führt. Gleichzeitig bemühte sich Pudowkin jedoch auch, die persönlichen Erfahrungen des Helden in die allgemeine Situation einzufügen. Es gibt z. B. eine große Montage von der Kriegsbegeisterung im Jahr 1914, in der unversehens das eherne Standbild von Alexander III. Tränen vergießt. Es gibt eine Attacke gegen die Kriegsgewinnler, die an der Börse das Steigen der Aktienkurse feiern und zwischen deren Freudenkundgebungen Pudowkin Bilder vom Grauen des Krieges eingeschnitten hat.“
In Kay Wenigers Das große Personenlexikon des Films ist in Pudowkins Biografie Folgendes zu lesen:
„In Konkurrenz zu Eisenstein stand vor allem Pudowkins nächstes Filmvorhaben. Um das zehnjährige Jubiläum der Oktoberrevolution würdig zu begehen, stellte Wsewolod Pudowkin in „Das Ende von St. Petersburg“ die Ereignisse, die zum Untergang der Romanow’schen Zarenherrschaft führten und den Beginn des bolschewistischen Zeitalters markierten, nach. Aus der Sicht eines einfachen Bauernjungen, der im Laufe der Jahre durch seine gewonnenen Erkenntnisse eine Metamorphose vom unpolitischen Tor zum bewussten Revolutionär und Kämpfer für die neue Ordnung durchlebt, verdeutlicht Pudowkins Film die zwingende Notwendigkeit der Umwälzungen des Oktobers 1917."
Buchers Enzyklopädie des Films resümierte: „Pudowkin beabsichtigte zunächst, eine zweihundertjährige Geschichte St. Petersburgs zu drehen, mußte dieses zu groß angelegte Thema aber zugunsten eines Berichts über die Folgen der Ereignisse von 1917 für einen ungebildeten Bauernjungen aufgeben. Der Film wurde im Wettstreit mit Oktjabr gedreht und benutzte dieselben Schauplätze, so daß die Filme einen interessanten Vergleich ihrer Regisseure ermöglichen. Wegen seiner Direktheit und seiner emotionalen Wirkung war Konec Sankt-Peterburga, seinerzeit zumindest, beim Publikum und offiziell erfolgreicher als Eisensteins Werk.“
Georges Sadoul zog Parallelen zwischen Pudowkins bedeutendsten drei Stummfilmen und kam in seiner Analyse zu folgendem Schluss: „Die drei Meisterwerke behandeln ein und dasselbe Thema: die „Bewußtseinswerdung“. „Die Mutter“, der junge Bauer aus dem „Ende von St. Petersburg“ und der „Sohn des Dschingis-Khan“ aus „Sturm über Asien“ sind enttäuschte Menschen, die langsam zur Klarheit über die Aufgabe ihrer Klassen gelangen. Dem Inhalt nach sozial, sind die Filme Pudowkins der Form nach psychologische Werke.“
In Filme 1971–1976 steht: „Filmgeschichtlich bedeutsam und menschlich packend“.
Das Lexikon des Internationalen Films nannte den Film lediglich „medientechnisch wichtig“
Daten
UdSSR 1927
Laufzeit: 88 Minuten
freigegeben: ab 16 Jahren
Bild: 4:3 (1,33:1) Schwarzweß
Ton/Sprachen: Stummfilm mit Musik
Untertitel: Englisch
System
DVD
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