Ich habe sie gut gekannt
[2 DVDs]

Einer der wichtigsten Filme des italienischen Neorealismus - über die Wünsche und auch Schwierigkeiten der Menschen, die neuen Möglichkeiten einer modernen Nachkriegsgesellschaft zu nutzen.
Adriana ist ein Mädchen vom Land, das in die große Stadt, nach Rom, gezogen ist. Mal arbeitet Adriana als Friseurin und Kosmetikerin, mal verdient sie etwas als Anweiserin in einem Kino. Laufend verfallen Männer ihrem unbeschwerten Wesen und ihren Reizen. Dabei ist sie keineswegs berechnend; sie verkauft und prostituiert sich auch nicht, obwohl das nahe gelegen hätte. Es liegt in ihrem Wesen, sich in einen Mann nach dem anderen flüchtig zu verlieben. Einer von ihnen ist der Bursche Dario, der sie bald wieder sitzen lässt.
Da ist Cianfanna, der junge Frauen voller Hoffnung auf eine Schauspielkarriere fotografiert, interviewt und an Laufstegen zweitklassiger Veranstaltungen unterbringt. Nach einem solchen Anlass am Rande eines Boxkampfs möchte er sie mit einem alten Komtur verkuppeln, worauf sie sich allein auf den Heimweg macht. Dabei begegnet sie dem Boxer Emilio Ricci, einem herzensguten Kerl, mit dem sie sich spontan wohlfühlt, zu dem sie aber keinen weiteren Kontakt unterhält. Ein anderer Bettgefährte ist ein Schriftsteller, der ihr von einem Mädchen erzählt, dessen Leben aus Schallplattenhören und Tanzen besteht – sie erkennt, dass er sie meint.
Beim Besuch ihrer armen Familie auf dem Land erfährt sie, dass ihre jüngere Schwester ins Kloster gegangen, dort erkrankt und verstorben ist.
Sie erhält unbedeutende Kleinstrollen in Sandalenfilmen und lernt den gutaussehenden Industriellensohn Antonio kennen. Bald hat er sich jedoch in eine andere verliebt und benutzt Adriana, um jenes von den Eltern bewachte Mädchen anrufen zu können. Eines Tages befragt die Polizei sie über ein Armband, das Dario ihr geschenkt hat. Wie sich herausstellt, hat er es ursprünglich einer älteren Dame gestohlen. Als sie feststellt, dass sie schwanger ist, spricht sie sich mit ihrer Nachbarin Barbara aus, die ihre Zweifel an der Richtigkeit einer Abtreibung verscheucht: Sie könne gar kein anderes Leben führen als das jetzige.
Deutsche Kinofassung (92 Min.)
Restaurierte Langfassung (109 Min.)
Mit Stefania Sandrelli, Mario Adorf, Jean-Claude Brialy, Joachim Fuchsberger, Nino Manfredi, Enrico Maria Salerno, Ugo Tognazzi, Karin Dor; Regie: Antonio Pietrangeli
Kritiken
Der film-dienst stellte 1966 fest, dass Pietrangeli keine Gesellschaftskritik übe, und dass er bei der Zeichnung des Milieus simple Effekte und Übertreibungen unterlasse. Neben der „eindringliche[n] Fotografie“ biete das Werk eine psychologisch präzise Figurendarstellung. „Der Film ist in einer gewissen Weise monoton. Im Grunde wird nur eine einzige Situation immer wieder, und nicht einmal erheblich, variiert. Aber gerade dadurch gelingt ihm die präzise Zeichnung einer geistigen Verfassung, in der sich heute viele junge Menschen befinden.“
Die Zeitung La Stampa nannte Ich habe sie gut gekannt 2008 den besten Film Pietrangelis. „Scharfsichtig und mit einem dezenten Stil, mit seiner Weise, innere Beweggründe zu erfassen, seiner Vorliebe Einzelheiten auszuleuchten und die Umgebung genau zu beschreiben, geben dem Film eine ungewöhnliche Stärke, vor allem im Vergleich zu anderen Komödien jener Jahre.“ Weil diese Komödie eine zunehmend dunkle Färbung annehme, gerate ihre Gesellschaftskritik alles andere als oberflächlich.
Ein Jahr später schrieb der Corriere della Sera, der Ruhm des damals eher schwach besuchten Meisterwerks sei mit den Jahren gewachsen. Sandrellis Adriana bleibe eine der denkwürdigsten Frauenporträts der sechziger Jahre, Opfer nicht nur der Gesellschaft, sondern auch einer gewissen Mentalität.
Olaf Möller vom Österreichischen Filmmuseum betonte anlässlich einer Programmation 2009, dass der Film kein vollständiges Bild Adrianas liefere: „Somit ein Meisterwerk über Bilder, Projektionen, Klischees, Vor- und Widerspiegelungen, Pietrangeli-gemäß über Frauen und die Gewalt, mit der die Männergesellschaft sie handhabbar machen will. Ein Monument, nicht weniger.“
Die Presse bezeichnete Pietrangeli als „noch immer ziemlich vernachlässigt“ und den Film als „facettenreich präsentiert“.
Auszeichnungen
In drei Kategorien erhielt Ich habe sie gut gekannt den Preis der italienischen Filmkritiker, das Nastro d’Argento: für die beste Regie, das beste Drehbuch und den besten Nebendarsteller Ugo Tognazzi.
Im Weiteren gab es den Regiepreis beim argentinischen Filmfestival in Mar Del Plata.
Daten
Italien/Deutschland/Frankreich 1965
Laufzeit: 109 Minuten
freigegeben: ab 16 Jahren
Bild: 16:9 (1,77:1) Schwarzweiß
Ton/Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Italienisch (Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial
Original-Kinotrailer, Booklet, Buchschuber
System
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