Die Weber

Die Weber
Die Weber (DVD)

Im dunklen Abnehmerraum des Fabrikanten Dreißiger (Paul Wegener) stehen die armen Weber, um ihre 'Webe' abzuliefern. Es ist immer dasselbe Ritual: Waage - Prüfung - karger Lohn mit Abzug. Über ihre Existenz entscheidet Pfeiffer (Emil Lind), Dreißigers rechte Hand. Als der rothaarige Bäcker (Theodor Loos) dran ist, kommt es zur Auseinandersetzung, und Pfeiffer ruft Dreißiger zu Hilfe. Bäcker bekommt sein Geld, aber in Zukunft keine Arbeit mehr. Der Rest der Weber darf zum halben Lohn weiterarbeiten. Das heißt: Noch weniger Geld, noch mehr Hunger. Da kommt der ehemalige Soldat Moritz Jäger (William Dieterle) aus der Stadt zurück und feuert sie an, mit dem 'Weberlied' auf den Lippen durch das ganze Dorf zu ziehen. Bis hin zu Dreißigers Haus, der mit seiner Familie dem Aufstand gerade noch durch die Hintertür entkommen kann. Nachdem die aufständischen Weber das Haus zerstört haben, geht es weiter ins nächste Dorf, wo die mechanische Weberei steht. Dieser Betrieb halbiert ihren geringen Lohn noch einmal und bedroht die Handweber in ihrer Existenz. Sie stürmen die Fabrik. Nun wird das Militär gegen sie eingesetzt, doch die Weber behalten die Oberhand. Ihr Kampf um das tägliche Brot geht weiter.

Mit Gerhart Hauptmann, Paul Wegener, Dagny Servaes, Frederic Zelnik, Johannes Kalitzke, William Dieterle; Regie: Friedrich Zelnik

Kritiken

Siegfried Kracauer kam in der Frankfurter Zeitung zu folgendem Schluss: „Bei der Verfilmung von Gerhart Hauptmanns ‚Weber‘ haben die großen Russenfilme: ‚Potemkin‘ und ‚Mutter‘ als Vorlage gedient. Schon zur Übernahme gewisser Stoffmotive bot das (für den Filmgebrauch abgewandelte) Bühnenwerk Gelegenheit. Der frühkapitalistische Fabrikant plagt die Weber. Wichtiger als die thematische Verwandtschaft mit den russischen Filmen ist die der technischen Durchbildung. Wie die Bildfolgen geführt werden müssen, wie ausgewählte Einzelheiten die Totalerscheinung vermitteln können, wie mit Kontrasten zu arbeiten ist und verschiedene soziale Umwelten zu symbolisieren sind – das alles ist von den Russen gelernt. Zu sehen sind: verkümmerte Glieder, alte Weiber und Männer, deren Züge ergreifen, eine verblödete Rübezahlfigur, ein holzgeschnitztes Pietistengesicht, ein Hundebraten, die kleinen Katen, ein Staketenzaun. Ein armer Junge träumt in die Baumwipfel der Chaussee hinein und reitet auf dem Schaukelpferd des Fabrikantenkindes. Weberbeine schreiten, das Massenhafte regt sich. Das ist vortrefflich gelernt.
Ein guter Film, gewiß. Dennoch erreicht er seine Muster nicht, und gerade das Wenige, das ihm fehlt, ist entscheidend. Hinter den Ansammlungen der armen schlesischen Hungerkünstler ist das Walten des geschulten Regisseurs zu spüren, der die Gruppen effektvoll stellt. Unentwickelt ist die Kunst der Raumbeherrschung, die den Russen eignet (wenn sie Militär marschieren lassen, dröhnt der Platz, während in dem deutschen Film die Soldaten nur marschieren). Schließlich sind die einzelnen Szenen nicht durchaus peinlich gegeneinander abgewogen. Es werden Reprisen ohne gehörige Steigerung vorgenommen – das wiederholte Läuten der Sturmglocken, das Hervorströmen der Aufständischen aus den Hütten –, es wird, wie im Falle der Plünderung, die Kleinmalerei viel zu ausführlich betrieben. Diese formalen Unsicherheiten sind das Merkmal einer Schwäche, die tiefer liegt. Man hat, überschwenglich genug, dem Film den Ehrentitel des "deutschen Potemkin" verliehen. Er ist es nicht, denn er betrifft uns nicht mehr unmittelbar.“

Oskar Kalbus’ Vom Werden deutscher Filmkunst schrieb eine Neubeurteilung acht Jahre später aus der tendenziösen Sichtweise des NS-Kulturbetriebes: „Es wurde Zelniks bester Film, weil er sich plötzlich als ein so großer Meister in der Behandlung der Massen erwies, daß seine packenden Bilder überall politische Demonstrationen entfesselten. […] Gerade der Agitator wurde in den Berliner Kinos bejubelt und gefeiert, symptomatisch für die politische Spannung von 1927.“

Reclams Filmführer urteilte über Zelniks Filmfassung: „Die Verfilmung von Gerhart Hauptmanns Schauspiel ist wohl die bedeutendste Regieleistung Zelniks. Offenbar hat er von den russischen Revolutionsfilmen gelernt, was besonders in den Massenszenen und streckenweise auch im agitatorischen Impetus seiner Inszenierung deutlich wird.
Einen beträchtlichen Teil seiner Wirkung verdankt der Film aber sicher auch dem Maler George Grosz. Er zeichnete die Zwischentitel und zielte durch ihre Gestaltung auf zusätzliche Wirkungen -- etwa wenn die Angst des Prokuristen Pfeiffer durch zittrige Schrift verdeutlicht wird, in der seine Repliken wiedergegeben werden. Den Einfluß von Grosz spürt man auch in den Bauten, vor allem in den stilisierten Hütten der Weber.“

Das Lexikon des Internationalen Films schreibt: „Der realistischen Stummfilmepoche zugehörende, werkgetreue Gerhart-Hauptmann-Verfilmung in prominenter Theaterbesetzung. Parallelen zu russischen Revolutionsfilmen in Szenenarrangement, Kameraführung und Schnittechnik sind unverkennbar.“

Daten

Deutschland 1927
Laufzeit: 96 Minuten
freigegeben: ab 6 Jahren

Bild: 4:3 (1,33:1) Schwarzweiß
Ton/Sprachen: Stummfilm,
Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial

"Die Restaurierung: vorher - nachher" (ca. 2 Minuten), 20-seitiges Booklet,

System

DVD

Restposten: Nur 1 Exemplar auf Lager!
Lieferzeit: Je nach Versandart 1 bis 7 Werktage

Zustand

gebraucht, sehr gut,

Die Rechnung für diese DVD kann nur auf Privatpersonen ausgestellt werden, nicht jedoch auf den Namen von Schulen, Medienverleihstellen, kirchliche, staatliche und kommunale Einrichtungen, Vereine, u. ä.

Diese DVD ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Öffentliche Vorführungen, Verleih, Vermietung, Sendung, Handel, Versteigerung, Vervielfältigung und Verbreitung, z.B. über Internet (auch in Ausschnitten) sind untersagt.

Kaufpreis (DVD)

Bestell-Nr.: D5890

sofort ab Lager lieferbar

6,50 EUR

incl. 7% USt. zzgl. Versand
Gewicht: 0.1 kg
St


Info:

Wegen eines Feiertags in Bayern erfolgt am Donnerstag, den 19. Juni, kein Versand. Wir sind jedoch am Freitag, den 20. Juni, wieder in gewohnter Weise für Sie da!

zur Übersicht der noch lieferbaren Restposten...

Zuletzt angesehen

Der große Bluff

George Marshalls Der große Bluff, eine Westernkomödie, die innerhalb der eng gesteckten Genregrenzen funktioniert. Mit dem jungen James Stewart in der Hauptrolle und der großen Marlene Dietrich in ihrem gefeierten Hollywood-Comeback wurde dieser Film zum Riesenerfolg

Vier im roten Kreis

Durch einen Zufall treffen der frisch entlassene Einbrecher Corey und der gerade entflohene Häftling Vogel aufeinander. Gemeinsam mit dem Ex-Bullen Jansen planen sie einen raffinierten Bruch in ein Juweliergeschäft am exklusiven Place Vendome in Paris.

Eine Familie namens Beethoven

Ein Bernhardiner gründet eine Familie, die er tatkräftig vor der Besitzgier eines zwielichtigen Pärchens beschützt, während die 15jährige Hundehalterin erste Liebeserfahrungen macht. Mit Charles ...

Diese Liste nicht mehr anzeigen.

Wir verwenden Cookies zur Funktionalität unseres Shops und um unsere Website zu optimieren. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen