Iwan der Schreckliche
[2 DVDs]
ergej M. Eisensteins exorbitantes Epos über den autoritären Machthaber Iwan IV. stellt eine eindrucksvolle Symbiose aus Biografie, Drama und Historienfilm dar. Das Auftragswerk Stalins markierte gleichzeitig die letzte filmische Arbeit des russischen Meister-Regisseurs. Die historische Figur Iwan IV. lebte von 1530 bis 1584 und wurde bereits im Alter von 17 Jahren zum ersten Zaren von Russland gekrönt. Der als klug, weitsichtig, in der Heiligen Schrift bewandert und launenhaft geltende Herrscher befahl zwar vielen Tausenden den Martertod, beeinflusste aber trotz seiner Gräueltaten wie kein anderer das zukünftige Schicksal Russlands. Eisenstein legte bei seiner Inszenierung besonderen Wert auf die von Intrigen bedrohte Inthronisierung des jungen Großfürsten, auf dessen Kampf gegen die alteingesessene Feudalaristokratie der Bojaren sowie auf dessen Niederlage im Livländischen Krieg. Es entstand ein expressionistischer Film, der nahezu opernhaft die Historie stilisiert, mit überwältigendem Pathos, einer an Üppigkeit überzeugenden Ausstattung sowie einer großartigen Filmmusik von Sergej Prokofjew, die noch heute einen festen Platz im Konzertsaal hat und auf zahlreichen Tonträgern vertreten ist. Für den ersten Teil bekam Eisenstein den Stalin-Preis, der zweite Teil des Films wurde verboten und erst 1958 öffentlich aufgeführt, ein geplanter dritter Teil blieb unvollendet.
Mit Nikolai Tscherkassow, Ljudmila Zelikowskaja, Serafima Birman, Pawel Kadotschnikow, Michail Scharow; Regie: Sergei Michailowitsch Eisenstein
Kritiken
Der Film war „bei der Kritik und beim Publikum ein gewaltiger Erfolg“. Eisensteins Freund Charlie Chaplin telegrafierte Anfang 1946, der Film sei „der größte historische Film, der je geschaffen wurde“, die „Atmosphäre“ sei „großartig“ und die Schönheit des Films übersteige „alles bisher im Film Gesehene“.
Bosley Crowther befand 1947, der Film sei in seiner Demonstration reiner Kinokunst einer der beeindruckendsten Filme, die je gedreht worden seien; insbesondere hob er die Musik, die Kameraführung und die Leistungen der Schauspieler hervor, Elemente, die dazu betrügen, dass die Sinne gesättigt würden durch mittelalterliche Erhabenheit.
Oksana Bulgakowa erklärte 1995, Eisenstein habe „dem Historienfilm eine völlig neue Dimension [gegeben]“ und begründete dies unter anderem durch „die eigenartige, sich gegen alle klassischen Regeln auflehnende Montage“. Man habe oft darum gestritten, ob der Film eher einen Tyrannen humanisiere und entdämonisiere und somit das stalinistische Regime rechtfertigte oder ob er es nicht eher subversiv unterwandere; doch „lebe“ der Film nicht aufgrund dieser strittigen Frage, „sondern allein von der einzigartigen Arbeit mit Licht, Farbe, Musik, Gebärden, Montage, die eine immens dichte Stimmung von Leidenschaft, Tod, Blutschuld und Unheil suggeriert“.
Iwan der Schreckliche I und II. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmklassiker.
Seit 1958, als auch der zweite Teil des Films veröffentlicht wurde, gibt es Stimmen, die beide Teile gegensätzlich beurteilen. So lehnte Till Hein den ersten Teil als „Lobhudelei“ ab und rühmte das „rebellische Feuer“ des zweiten Teils.[58] Und der Filmhistoriker Leonid Koslow sagte: „Über den ersten Teil des Films kann man kurz sagen, Eisenstein gab darin dem Kaiser [Stalin], was des Kaisers ist. Der zweite Teil war ein Aufstand des Künstlers“.
Leonid Koslow: Über Peripetien des Schicksals und Transformationen der Theorie – Eisensteins Arbeit an „Iwan der Schreckliche“.
Lilia Antipow nennt 2018 zahlreiche Einflüsse, Traditionen und Diskurse, die Eisensteins Film aufgriffe und zusammenführe, darum zeige die Titelfigur „Ambivalenz und Vielschichtigkeit“.[14] Sie sei für Eisenstein in ihren „‚guten Zügen‘ […] eine Projektionsfläche für die eigene Persönlichkeit“ gewesen und „als Verkörperung des Bösen“ der „Gegenstand einer ästhetischen Faszination“.
Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte. Nr. 81
Das Lexikon des internationalen Films resümiert, Eisenstein habe in dem „monumentalen Epos den historischen Stoff in opernhafter Stilisierung und mit überwältigendem Pathos inszeniert] verzichtet jedoch auf eine naive (und im sowjetischen Film der Stalin-Ära obligatorische) Ikonisierung der widersprüchlichen Titelfigur. Vielmehr entwirft besonders der 2. Teil düstere Visionen von Macht und Unterwerfung, wobei die Dialektik politischer Alleinherrschaft in genial gestalteten Bildkompositionen enthüllt wird. Ein Meisterwerk der sowjetischen Filmkunst, in dem sich intellektuelle Analyse und sinnliche Prachtentfaltung verbinden.“
Daten
UdSSR 1944 |
Bild: 4:3 Schwarzweiß |
Bonusmaterial
Biografie & Filmografie des Regisseurs; Bilder-Galerie; Teil 1: Bemerkung von Prof. Norbert P. Franz; Teil 2: Dirigent Andreas Peer Kähler zur Filmmusik
System
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